FAMILIENMEDIZIN
Jeder Mensch ist sowohl durch Heredität als auch durch Sozietät mit seiner Familie verbunden.
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MR Dr. Hans-Joachim Fuchs

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Ärztewoche 10.12.15 Die Rolle des Hausarztes in der Versorgung von Flüchtlingen
(1,01mb)

Interview mit Dr.Fuchs in DAM Nov. 2015
(395k)

E-Mail: hj.fuchs-wien@hotmail.com



1992 kamen 80000 Kriegs-Flüchtlinge aus Bosnien nach Österreich. Bürgermeister Zilk und der Wiener Magistrat haben gemeinsam mit der Caritas socialis und dem evangelischen Flüchtlingsdienst einige große Flüchtlingslager in leer stehenden Gebäuden in Wien eingerichtet. Durch gelbe MA12-Krankenscheine wurde allen Flüchtlingen unbürokratisch der Zugang zur hausärztlichen und fachärztlichen Versorgung ermöglicht. Es gab eine hervorragende Zusammenarbeit der Ärztekammer für Wien und der Gemeinde Wien.

Ich selbst wurde von Herrn Dr. Richard Nitsch-Fitz im Komitee unabhängiger Ärzte und Hausärzteverband, dem damaligen Bezirksärztevertreter im 9.Bezirk, gefragt, ob ich bereit wäre, Flüchtlinge hausärztlich zu betreuen, die im damals leerstehenden Alten AKH, heute Universitätscampus, untergebracht waren. Ich sagte zu und betrat damit ein neues Feld meiner Berufstätigkeit.
Ich hielt zweimal wöchentlich Ordination in den Räumlichkeiten der Stationen der ehemaligen 2.Med., in denen 1980 mein Turnus begann.
Es dolmetschte ein in Afrika geborener Arzt, der als Flüchtlingskind in Jugoslawien aufgewachsen war, dort Medizin studierte und in dem Ort als Allgemeinarzt tätig war, aus dem alle 150 Flüchtlinge kamen. Er war das zweite Mal in seinem Leben geflüchtet. Dieser Kollege dolmetschte mir vom Serbokroatischen ins Englische. So konnten wir die Sprachbarriere überwinden.

Ich lernte auch viele hervorragende Persönlichkeiten kennen, unter anderem Prof. Friedmann und Prof. Thomas Wenzel, der damals als Assistenzarzt die Flüchtlingsambulanz der Psychiatrischen Klinik führte.
Er machte mich auch mit den Grundbegriffen der Posttraumatischen Belastungsstörung vertraut, und so erwarb ich mir das fachliche Rüstzeug.
Die besondere ärztliche Leistung in der hausärztlichen Betreuung von Flüchtlingen besteht im Erwerb und der Performierung von Einstellungen der Akzeptanz, des Verständnisses, die zur ärztlichen emotionalen Unterstützung von traumatisierten Menschen notwendig sind. Der Zeitaufwand ist bei weitem größer, ebenso die emotionale Belastung für Arzt bzw. Ärztin und das Praxispersonal. Auch finanzielle Verluste sind selbst zu tragen. Denn die Grundversorgung der Asylwerber hat sich vielfach als lückenhaft erwiesen, sodass ich in zahlreichen Fällen auf mein Honorar verzichtete und auch heute noch verzichte.
Dennoch macht es mich sehr zufrieden, aus meiner in vieler Hinsicht -auch rechtlich-privilegierten Position heraus, so vielen Menschen helfen zu dürfen, die so dringend der ärztlichen Hilfe und des menschlichen Beistands bedürfen.
Ich habe seit 1992 einige Flüchtlingswellen miterlebt und zahlreiche Flüchtlinge aus dem Iran, Irak, Türkei, Afghanistan, Tschetschenien und Georgien behandelt, das Case Management übernommen, oftmals in Kooperation mit Spezialisten im AKH, insbesondere der Psychiatrischen Klinik.
So haben zahlreiche Ärztinnen und Ärzte und ihre MitarbeiterInnen enorme Leistungen erbracht, um Flüchtlingen die adäquate medizinische Versorgung zu gewähren, auf die sie nicht zuletzt auch ein Anrecht haben.

Die Abrechnung der MA12 bzw. MA40- Krankenscheine erfolge durch die Ärztekammer für Wien. Sind diese Unterlagen schon entsorgt?

Ich wünsche mir von der Ärztekammer für Wien und von der Gemeinde Wien, dass diese Versorgungsleistung, die im Jahre 1992/1993 in vorbildlicher Kooperation in einem humanen Geist möglich war, jetzt wieder stattfindet.

MR Dr. Hans-Joachim Fuchs Schlusspunkt-Kommentar Doktor in wien Okt.2015Spage0037
(201k)

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